Aurelia Keel und Claudia Peter
betreiben ab dem 26. November das Adventskafi "Stock".
Ein Stück Papier in Post-It-Grösse, liess Alessandro Pippia die Tränen in die Augen schiessen. Das wohl letzte Autogramm, das Bob Marley vor seinem Tod für einen Mitpatienten ausgestellt hatte, lag unter seinem Mikroskop.
Buchs Der Autogrammexperte Alessandro Pippia hat allerlei Autogramme unter seinem Mikroskop. Unter anderem wurden diese von Grössen wie beispielsweise Marylin Monroe, Charlie Chaplin oder Elvis Presley. Wer ein Autogramm auf seine Richtigkeit prüfen möchte, ist bei ihm an der richtigen Adresse.
Das vermutlich letzte Autogramm
«Ein Kunde aus Deutschland schrieb mich vor ein paar Wochen an, ob ich ihm eine Ferndiagnose zu einem Autogramm in einer Auktion machen könne. Dies sei vermutlich das letzte Autogramm von Bob Marley aus dem Jahr 1981 gewesen», erinnert sich Alessandro Pippia. Als sich dieser das Schriftstück ansah, konnte er dem Kunden die Bestätigung geben, dass es gut aussehe und er es ersteigern könne. Zum Autogramm wurde eine Dokumentation vom Verkäufer mitgegeben. Laut dieser hatte Bob Marley aufgrund seiner Krebserkrankung von 1980 bis 1981 einen Aufenthalt in einer Klinik des deutschen Arztes Josef Issels, im bayrischen Rottach-Egern am Tegernsee. Dort wurden Krebspatienten behandelt, denen man nur noch wenig Lebenszeit diagnostiziert hatte. Josef Issels arbeitete nämlich mit Methoden, die von der Fachwelt nicht anerkannt wurden.
Bevor Bob Marley zum Sterben in seine Heimat Jamaika zurückfliegen wollte, übergab er seinem Mitpatienten der Klinik ein Autogramm und er trat seine Heimreise an. Bei der Zwischenlandung in Florida war Bob Marley aber bereits zu schwach, um die Weiterreise zu überstehen. Deshalb wurde der Musiker am 11. Mai 1981 in das heutige Jackson Memorial Hospital in Miami gebracht, wo er gegen 11.30 Uhr im Alter von 36 Jahren starb.
Die Reise des Autogrammes
Das Autogramm, das im Besitz des Mitpatienten war, wurde laut Dokumentation vor seinem Tod an ein 12-jähriges Mädchen namens Anni weitergegeben. Sie war bereits in jungen Jahren ein grosser Bob Marley-Fan und schätzte das Autogramm sehr. «Ich hatte bereits viele Autogramme unter meinem Mikroskop. Jedoch noch nie eine solch detaillierte Geschichte dazu. Das war definitiv aussergewöhnlich», erklärt Alessandro Pippia.
Die meisten Autogramme erreichen den Autogrammexperten per Post. Gut eingepackt machen sich die Schriftstücke jeweils auf die Reise nach Buchs. Das Autogramm des Mitbegründers und bedeutenden Vertreters der Reggae-Musik, das sich bei Alessandro Pippia befand, hat einen geschätzten Wert von 50'000 Franken. «Das Autogramm ist in einem sehr guten Zustand. Da es vermutlich das letzte Autogramm des Musikers ist, ist es noch mehr wert als andere Schriftstücke, die zwischen 10'000 und 20'000 Franken eingeordnet werden», erläutert Alessandro Pippia und ergänzt: «Als mich dieses erreichte und ich es vorsichtig aus der Verpackung nahm, wurde ich schon leicht emotional und hatte Tränen in den Augen.»
Sicherheit geht vor
Die Autogramme, die Alessandro Pippia erreichen, werden beim Empfang fotografisch dokumentiert und mit Vorsicht ausgepackt. «Ich mache jeweils Bilder, wie das Autogramm bei mir angekommen ist. Sollte es ein Eselsohr haben oder sonstige Mängel aufweisen, kann ich den Kunden darauf aufmerksam machen, dass diese bereits vor der Zustellung vorhanden waren. Denn jede Veränderung am Schriftstück stellt auch gegebenenfalls eine Wertminderung dar», betont Alessandro Pippia. In diesem Zusammenhang erinnert sich der Autogrammexperte an eine Schallplatte, die bei ihm im Büro ankam: «Die Hülle der Platte wurde mit Klebeband fixiert, da sie altersbedingt schon fast auseinanderfiel. Da dieser Eingriff aber eine Wertminderung darstellt, sollte man die Sachen immer gut aufbewahren, Sorge tragen und nichts daran verändern.»
Nach dem Auspacken wird von Pippia jeweils auch viel über den Künstler recherchiert. «Ich stecke schon fast in der Zeit, als noch alles Schwarz-Weiss war, fest. Ich bin ein riesiger Fan dieser Zeit, sei es von den Filmen, aber auch der Musik von damals», so Alessandro Pippia. Das Autogramm wird fachmännisch mit dem Mikroskop unter die Lupe genommen und sorgfältig meist wieder in den Bilderrahmen eingefügt. Der Autogrammexperte putzt den Bilderrahmen, in dem sich das Autogramm befindet und packt dieses wieder sorgfältig ein. Das Schriftstück wird dann per Post eingeschrieben wieder an den Kunden zurückgesendet. «Ich schreibe den Kunden jeweils nach einer Zeit auch persönlich nochmals an, ob das Autogramm auch wirklich wieder heil angekommen ist», erklärt Alessandro Pippia. Denn die Autogramme haben nicht nur einen finanziellen, sondern auch einen emotionalen Wert.
Von Manuela Müller
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