Sean und Levin
erstellten in der Projektwoche Clips über Zeitzeuge Lothar Mäser
Shaleen Mastroberardino, die neue Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung. z.V.g.
Mit Shaleen Mastroberardino übernimmt eine dynamische und engagierte Frau das Präsidium der Rheintaler Kulturstiftung. Und führt das Erbe ihrer Vorgängerin weiter.
Berneck «Ich habe Glück», sagt Shaleen Mastroberardino ebenso bescheiden wie selbstbewusst. «Glück, dass alle Mitarbeitenden in der Verwaltung und der Gemeinderat hinter mir stehen und wir somit am gleichen Strang ziehen.» Allerdings ist neben Fortuna auch der Führungsstil und die Persönlichkeit der Berneckerin massgebend für ihre breite Akzeptanz – sowohl im Gemeinderat als auch in der Bevölkerung. Sie führe relativ straff, aber fair, sagt sie von sich selbst. «Ich möchte nicht kontrollieren, sondern entwickeln, die Leute befähigen; ich möchte, dass sie mitdenken und Verantwortung übernehmen. Als Lehrmeister nennt sie ihren Vorgänger, der seit Frühling 2023 als Gemeindepräsident von Widnau amtet.
Seit Sommer 2023 ist Shaleen Mastroberardino erfolgreich gewählte Gemeindepräsidentin von Berneck, seit Januar 2025 Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung und somit Nachfolgerin von Christa Köppel. 2021 habe sie sich in Berneck einbürgern lassen – ein emotionaler Entscheid, einfach «weil ich als Gemeindeschreiberin im Dorf eingebunden bin und mich hier sehr zuhause fühle.» Strategische Überlegungen seien nicht im Spiel gewesen.
Aufgewachsen ist sie in Diepoldsau, ihre Kindheit bezeichnet sie als überaus glücklich. Dank den zwei älteren Brüdern lernte sie früh sich zu wehren und durchzusetzen, sie spielte leidenschaftlich Fussball mit den vielen anderen Kindern, die wie sie in einem der beiden Wohnblöcke aufgewachsen sind. Von ihren Eltern bekam sie Gleichberechtigung und gegenseitige Wertschätzung als selbstverständlich vorgelebt. Nach der Sekundarschule absolvierte sie eine Lehre als Kauffrau bei der international im Industrie- und Medizinbereich tätigen Firma SFS Heerbrugg und bekam dabei auch vertiefte Einblicke in technische Bereiche. Gleich nach Lehrabschluss holte sie die Berufsmatura nach. Sie habe damals bereits gewusst, dass sie sich im Rechtswesen weiterbilden wolle. Erst aber arbeitete sie während sechs Jahren in der Automobilbranche bei Jansen in Oberriet, dann für kurze Zeit in Diepoldsau in einer Unternehmung, die Weinkapseln herstellt. Rechtsfragen begleiteten sie zunehmend und so entschied sie sich für die Zweitausbildung zur Rechtsagentin an der höheren Fachschule. Noch während des Studiums, das sie im Herbst 2020 abschloss, bemerkte sie die Stellenausschreibung der Gemeinde Berneck, bewarb sich und konnte als frisch patentierte und diplomierte Rechtsfachfrau als Gemeindeschreiberin starten.
Der Wechsel von der Privatwirtschaft in die Verwaltung mit Übernahme einer Führungsposition sei eine grosse Herausforderung gewesen, erinnert sie sich und ergänzt lachend: «Solche Herausforderungen machen mir Freude und spornen mich an. Offenheit und Flexibilität gehören zu ihren Qualitäten. Ich lerne leicht und gerne und liebe es, mich in neue Aufgaben zu vertiefen.»
Die Effizienz und der Drive, den sie aus der Privatwirtschaft mitgenommen habe, tue der Verwaltung gut, ist sie überzeugt. Der Schritt zur Gemeindepräsidentin sei dann gar nicht mehr so steil gewesen.
Der Werdegang und der energiegeladene Wille der neuen Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung lassen aufhorchen. Und nachfragen. Lässt sich hier eine erfolgreiche Arbeiterfamiliengeschichte schreiben, gar mit Migrationshintergrund? Doch klischeehaftes Rollendenken wischt sie mit leichter Geste vom Tisch. «Ich bin ledig eine Frei, der Nachname kommt von meinem Mann Sandro.» Mit ihm ist sie seit 14 Jahren zusammen. Kennengelernt haben sie sich an der Tankstelle, wo sie während der Berufsmatura jobbte, vor drei Jahren haben sie geheiratet. Beide engagieren sich stark im Berufsleben – Sandro Mastroberardino leitet gemeinsam mit seiner Schwester die Balgacher Hemden-firma Metzler. Arbeitshaltung und berufliche Belastbarkeit verbinden das Paar sehr. Als Ausgleich und gemeinsames Hobby lieben sie Milo, ihren Yorkshire-Terrier, der sie auch regelmässig an die frische Luft bringe. Ihr Hund sei ihr Deckmantel, um zur Ruhe zu kommen, gibt Shaleen Mastroberardino offen zu. Dazu kommt einmal im Jahr eine Ferienreise.
Wo finden sich kulturelle Interessen in diesem reich angefüllten Leben der 34-Jährigen? «Ich lese extrem gerne und viel.» Insbesondere haben es ihr Biografien angetan, etwa über Mahatma Gandhi, «Wüstenblume» von Waris Dirie oder Bücher von Jürgen Todenhöfer. «Beim Lesen kann ich abschalten, wegtauchen.» Auch Gerichtsentscheide gehören zu ihrer regelmässigen Lektüre – «um als Rechtsagentin meinen Wissenstand zu halten und zu verbessern.»
Vor ihrer neuen Aufgabe in der Rheintaler Kulturstiftung habe sie Respekt. Als Gast bei den Sitzungen im vergangenen Jahr habe sie jedoch den sehr kompetenten Stiftungsrat und die äusserst versierte Geschäftsleitung kennengelernt. Das habe sie ermutigt, das Amt als Stiftungsratspräsidentin anzunehmen. Ihre Funktion sieht sie in erster Linie in der Sitzungsleitung. Inhaltlich könne sie sich auf die Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat stützen, die Erfahrungen aus praktisch allen Kultursparten mitbringen. Zwar kenne sie sich im breiten Spektrum des Kulturschaffens noch nicht so gut aus, aber es interessiere sie sehr. «Ich habe einen hohen Anspruch an mich, will wissen, will lernen, will vorbereitet sein. Und ich freue mich auf diese neue Herausforderung.»
pd/red
Lade Fotos..