Der Blasmusik- Weltrekordversuch
begeisterte am Sonntag Musikanten und Besucher
Am Freitag, 17. November fand in den Räumlichkeiten der Zünd Systemtechnik Altstätten der Vortrag zum Thema: «Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt» von Conrad Amber, Baumspezialist, Autor und Fotograf aus Dornbirn statt.
Altstätten Am vergangenen Freitag wurde fleissig nachgestuhlt, denn der Vortrag von Conrad Amber in der Zünd Systemtechnik stiess auf reges Interesse. Mit Fotos aus Städten Europas zeigte der Dornbirner Baumspezialist in Altstätten auf, dass es zukünftig auch im Rheintal bepflanzte Stadtkerne und Dächer geben könnte. Der Verein «Bäumiges Altstätten» hat sich nämlich genau das zur Aufgabe gemacht. Zusammen mit der Vertretung der Stadt Altstätten durch Astrid Dörig vom Altstadtlabor soll im nächsten halben Jahr bereits mehr Grün im «Städtli» zusehen sein.
Den Verein «Bäumiges Altstätten» gibt es seit dem Frühling dieses Jahres. Der Verein besteht momentan aus fünf Mitgliedern mit Altstätter Wurzeln: Sonja Zünd (Primarlehrerin), Markus Buschor (Bildhauer), Edeltraud Kroetz (PR-Koordinatorin), Meinrad Gschwend (Präsident Naturschutzverein) und Roger Graf (Architekt).
Sie alle stehen beratend zur Seite, wenn es um den neuen Umgang mit der Natur geht. Ihre Vision für Altstätten lautet: Bäume dort hin zurückbringen, wo sie mal waren und auch neue Bäume zu pflanzen. «Es gibt aber mehrere Stolpersteine, die wir in unserem Vorhaben überwinden müssen. Sei es eine Leitung, die uns für die Pflanzung eines Baumes in die Quere kommt oder Nachbarn, die keinen Baum, der angeblich Dreck bringen würde, vor dem Haus haben will», erklärt Sonja Zünd. Der Verein befindet sich in engem Austausch mit der Stadt Altstätten. Bei den ersten Sitzungen war beispielsweise der Stadtrat jeweils dabei, jetzt wird die Stadt jeweils von Astrid Dörig, der Altstadtkoordinatorin, vertreten. Dabei spürt der Verein laut Sonja Zünd den Rückenwind, der die Stadt Altstätten den Verein gibt. «Wir waren uns bewusst, dass es einige Schwellen zu überwinden gibt, besonders, was die Begrünung des Stadtkerns anbelangt, jedoch gibt es trotz allem Situationen, in denen Leerläufe entstehen», betont Sonja Zünd und ergänzt: «Manchmal gibt es mehr Hindernisse, die Stadt zu begrünen, weil Stolpersteine im Kopf der Leute sind, anstatt dass es an der Bürokratie scheitert.» Den Weg, der die Stadt für ein solches Projekt zurücklegen müsste, können sie als Verein ein wenig abkürzen, da sie nicht erst eine Machbarkeitsstudie machen oder über das Budget abstimmen müssen. Die Stadt müsse dann einfach dem Projekt zustimmen und einen kleinen Beitrag dazu leisten. «Bisher läuft die Zusammenarbeit gut, jedoch steht bisher noch kein Baum, wir fangen erst richtig mit dem Projekt an und dann hoffe ich, dass wir im Frühling dann sagen können, dass die ersten Bäume stehen», so Sonja Zünd optimistisch.
Conrad Amber stand dem Verein in der Anfangsphase in beratender Funktion zur Seite und hat mit den Mitgliedern eine Stadtbegehung in Altstätten gemacht, um zu analysieren, wo Bäume am meisten Sinn machen würden. Dabei findet sich viel Positives für den Baumspezialisten: «Die Altstadt hat ihren Reiz zweifellos durch die vielen alten Fassaden und die Gassen und kleinen Plätze. Mancherorts ist auch ein schöner Natursteinbelag vorhanden. An einigen dominanten Stellen leben Stadtbäume, die Plätze markieren und an wenigen Stellen ist ein Bemühen zu loben, wo Hecken Müllcontainer verdecken oder Parkplätze einsäumen. Leider sind viele Grünfassaden verschwunden, die man bei der letzten Fassadenrenovierung weggerissen hat. Das wäre ein herrlicher Mehrwert, dort Pflanzen wieder ranken zu lassen.» Altstätten habe sehr wohl ein grosses Potenzial für Bäume und Sträucher, denn vielerorts seien die Gehsteige breit genug, manche Plätze seien traurig grau und die Strassen und Wege könnten mit Alleen wieder belebt werden. «Natürlich sind oft Leitungen im Unterboden eine Schwierigkeit, aber mit gutem Willen und Leitungs- beziehungsweise Wurzelschutz lässt sich oftmals ein Baum pflanzen, die nach gängiger Praxis nicht gesetzt werden würden. Hier ist erheblicher Aufholbedarf vorhanden. Dass zum Beispiel ein Baum einen Mindestabstand von vier Metern zu einer Starkstromleitung haben muss, ist längst widerlegt und nicht mehr realitätsnah», betont der Dornbirner.
Eine 100-jährige, freistehende Buche hat beispielsweise 600'000 Blätter, die eine Blattoberfläche von 1'500 Quadratmetern bilden. Pro Jahr filtert diese Buche eine Tonne Feinstaub aus der Luft und nimmt sechs Tonnen CO2 auf und erzeugt daraus durch die Photosynthese 4,5 Tonnen Sauerstoff. «Mein grösstes Projekt zurzeit ist die riesige, 700 Quadratmeter grosse Grünfassade am AK-Gebäude in Feldkirch. Über 250 rankende und blühende Pflanzen werden die Fläche zu einem duftenden senkrechten Wald verwandeln und somit das Gebäude auf erträgliche Sommertemperaturen abkühlen. Damit wurde der nachträgliche Einbau einer Klima-Anlage eingespart, die das Doppelte der lebendigen Grünfassade gekostet hätte», erklärt Conrad Amber. Die Bäume bieten zudem einen Schutz für Oberflächen, in dem sie diese kühl halten. Zudem ist der beschattete Asphalt drei Mal so lange haltbar, wie einer, auf den permanent die heisse Sommersonne strahlt. Eine Fällung eines Baumes müsse zudem laut dem Baumexperten gut durchdacht sein, denn wenn man dann einen neuen Baum pflanzt, ginge es 70 Jahre, bis der Baum «erwachsen» sei und wieder die gleiche Funktion wie ein älterer Baum übernehmen könne.
Zum Abschluss brachte Conrad Amber auch einige Bilder mit, wie es in Altstätten zukünftig aussehen könnte. Beispiele zeigen eine begrünte Marktgasse oder ein mit Bäumen versehener Engelplatz. Um diese oder ähnliche Visionen umzusetzen, gibt der Verein «Bäumiges Altstätten» alles.
Von Manuela Müller
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