Karin Hasler
übt mit einem Vorstoss Kritik am RAV Heerbrugg.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in Altstätten ein Fussballclub gegründet. Für das Jubiläumsjahr hat der Verein zahlreiche Aktionen geplant. Los gings mit dem Derby gegen den FC Widnau.
Altstätten Der «Classico» ist jedem Fussballfan ein Begriff. Das Duell zwischen den spanischen Spitzenteams Real Madrid und FC Barcelona sorgt seit Jahren für Emotionen und Rekordeinschaltquoten weltweit. Am Sonntag stand nun aber ein Classico der anderen Art auf dem Programm: der Classico des Rheintals. So zumindest bezeichnen die Verantwortlichen des FC Altstätten Nachbarschaftsduell mit dem FC Widnau – wohl nicht ohne Augenzwinkern. Denn anstatt europäischen Spitzenfussball gab’s 2. Liga interregional, anstatt Camp Nou hiess die Spielstätte Sportanlage Gesa und anstatt Lewandowski und Mbappé, liefen Spieler wie Alder und Langenegger auf.
Trotzdem handelte es sich beim Aufeinandertreffen der beiden Rheintaler Clubs um eine besondere Affiche. FCA-Präsident Andreas Broger verriet, dass das Derby bereits in den Tagen vor dem Spiel Gesprächsthema Nummer eins gewesen sei. Dass die erstplatzierten Widnauer sportlich zurzeit stärker einzuschätzen seien, musste er aber neidlos anerkennen. Für die Altstätter ging's am Sonntag aber nicht nur um wichtige Punkte im Abstiegskampf, die Partie markierte auch den Auftakt ins Jubiläumsjahr.
Heuer jährt sich die Gründung des FCA zum achtzigsten Mal. Wobei die Clubgeschichte schon 1907 beginnt, wie Broger erklärt. Schon damals habe sich in Altstätten eine Mannschaft formiert, allerdings sei es bis 1945 – wohl aufgrund der beiden Weltkriege – nie zur Vereinsgründung gekommen. Am Sonntag liess der FCA seine Geschichte mit Fotoplakaten hochleben. Von den Anfängen in der Nachkriegszeit, über die sportlichen Höhepunkte in der Nati B, bis hin zur Gegenwart in der 2. Liga interregional.
Der Ausflug in die zweithöchste Spielklasse des Schweizer Fussballs im Jahr 1981 ist aus sportlicher Sicht zweifellos das Highlight der Vereinshistorie. Heute werden kleinere Brötchen gebacken, doch der Präsident ist deswegen nicht unzufrieden. «Wir sind stolz, gemessen an den Mitgliederzahlen der grösste Verein Altstättens zu sein»; sagt Andreas Broger. Das Ziel sei es, mit einer Basis aus lokalen Spielern und punktuellen Verstärkungen die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen – und das über alle Mannschaften hinweg gesehen.
Dass die 1. Mannschaft in den vergangenen Jahren von der 3. Liga den Weg in die zweite Liga interregional geschafft hat, freut Broger, er wird aber nicht müde zu betonen, dass der Club mit rund 550 Mitgliedern weitaus mehr sei als «nur» die erste Mannschaft. Besonders stolz ist er, dass der FC Altstätten jüngst auch im Màdchen- und Frauenfussballteams etablieren konnte. Das sei enorm wertvoll. «Einem Fussballclub ohne Frauenteams fehlt etwas», sagt er. Denn ein Fussballverein erfüllt aus seiner Sicht eine wichtige gesellschaftliche Funktion.
Beim FCA würden Werte vermittelt. Das fange bei der Pünktlichkeit an, betreffe aber auch Dinge wie Respekt, Fairness und Offenheit. «Der FC Altstätten erfüllt eine wichtige Aufgabe, wenn es um das Thema Integration geht», sagt Broger. Dass dies so bleibt, die familiäre und bodenständige Kultur erhalten und der Verein finanziell weiterhin auf gesunden Beinen steht, sind für Broger die wichtigsten Ziele für die Zukunft. Darüber hinaus besteht in Sachen Infrastruktur noch Verbesserungspotenzial, wie bei den Trainingsplätzen, die sich bislang an verschiedenen Standorten befinden.
Erst einmal stehen aber die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr auf der Agenda des Präsidenten. Das Derby gegen Widnau und die Präsentation der Jubiläumstrikots und des Jubiläumswimpels am Sonntag bildeten dabei nur der Auftakt. Im Juni wird das Jubiläum nochmals zelebriert. Zu viel möchte Broger noch nicht verraten. Nur so viel: «Es sollen dabei alle unsere Teams und alle, die sich im Verein engagieren, im Fokus stehen.» Denn ohne alle diese Personen und ihren unermüdlichen Einsatz sei der FC Altstätten nicht denkbar. «Dieses Engagement ist unser Erfolgsrezept.»
Das Derby gegen Widnau verlief resultatmässig für die Altstätter weniger erfreulich. Dem Tabellenführer musste man sich mit 0:1 geschlagen geben. Die Stimmung auf dem Sportplatz Gesa dürfte das nur wenig getrübt haben. Denn beim FCA stehen nicht Resultate, sondern der Zusammenhalt im Fokus.
Und so spannt sich der Bogen vom Rheintaler zum spanischen Classico, wo der FC Barcelona sich die Vereinsphilosophie «més que un club» - «mehr als ein Verein» - auf die Fahnen geschrieben hat. Das wird auch beim FC Altstätten gelebt, wo neben Fussball auch Werte vermittelt, Engagement gefördert und Integration vorgelebt werden.
Gianni Amstutz
Lade Fotos..