Astrologin Judith Schmidheiny
macht einen Ausblick ins Jahr 2025
Am Donnerstag, 2. Januar fand die traditionelle Raunacht der Rhintaler Perchtawiiber mit über 120 Frauen statt. Was diesen Abend so besonders macht und welche Bedeutung die Raunächte haben, hat die Redaktion des Rheintaler Bote gleich selbst in Lüchingen erfahren.
Lüchingen/Rebstein Der Verein der Rhintaler Perchtawiiber ist eine reine Frauen-Brauchtumsgruppe, der am 25. November 2011 – damals mit fünf Perchten und drei Wächterinnen – gegründet wurde. Gemeinsam gehen die Frauen aus dem St. Galler Rheintal jeweils vom 15. November bis 15. Dezember an verschiedene Perchtenläufe, die grösstenteils in Deutschland undÖsterreich stattfinden und Tausende Besucher anziehen. Begleitet werden sie bei den Läufen von den «Mönchen», die den Wagen der Rhintaler Perchtawiiber ziehen.
Die Gestalt eines alpenländischen Brauchtums nennt man «Percht». Von diesen Perchten gibt es im Zeitraum von Ende November bis Januar verschiedenste Varianten, wie zum Beispiel die «guten» Schönperchten und die «bösen» Schirchperchten zu sehen. Sie treiben mit ihren umgehängten Glocken die bösen Geister des Winters aus. «Wir von den Rhiintaler Perchtawiiber sind zwar mit furchteinflössender Maske unterwegs, man darf sich aber durchaus trauen, näher an uns ranzukommen, uns die Hand zu geben oder ein ‘High-Five’ zu geben. Auch die Kinder merken, dass unter den Masken ganz liebe Menschen stecken», erklären die Mitglieder der Rebsteiner Brauchtumsgruppe. Ausserdem ist die Percht die Schutzpatronin der Raunächte.
Die zwölf Raunächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag gelten seit jeher als heilige Zeit. Sie stehen symbolisch für die zwölf Monate im neuen Jahr. Die Raunächte sagen jeweils die Ereignisse im zugeordneten Monat vorher, deshalb nennt man sie auch «Losnächte». Die Raunächte werden als Zeit der Stille betrachtet. Es wird eine Rückschau auf das alte Jahr und eine Vorschau auf das kommende Jahr vorgenommen und für sich selbst Prognosen gestellt. Durch einen bewussten Umgang mit den Raunächten habe man die Möglichkeit, das kommende Jahr aktiv mitzugestalten und zu beeinflussen.
Die Raunacht der Rhintaler Perchtawiiber findet bereits seit zehn Jahren jeweils am 2. Januar statt. Jedes Jahr finden sich andere Schwerpunkte für diesen Anlass und dementsprechend auch neue Referentinnen. Dieses Jahr fand der Anlass für Frauen zum ersten Mal im Gasthof Ribelhof in Lüchingen statt. In einem urchigen Ambiente fanden sich über 120 Frauen an runden Tischen ein, um diesen besonderen Abend gemeinsam zu zelebrieren. «Die grosse Nachfrage hat uns dazu bewogen, unsere Raunacht in grösseren Räumlichkeiten durchzuführen, deshalb findet sie heute hier im Ribelhof in Lüchingen statt», erklärt Karin Kehl bei ihrer Begrüssung. Nach der kurzen Einführung und Begrüssung betrat Lili Gächter vom Raum310 in Oberriet die Bühne.
«Mir liegt die ‘Frauenarbeit’ recht am Herzen und auch, dass wir Frauen wieder zusammenfinden, zusammenstehen und unsere Frauenkräfte und Energie nutzen», betont Lili Gächter in ihrer Begrüssung. «Ich möchte euch kurz noch etwas über die Percht erzählen und woher sie stammt. Vor dem Christentum hat es bei den Leuten Göttinnen gegeben. Die Göttin Holla war Göttin über die Sonne und den Regen gewesen, sie war die Göttin der Naturgesetze. Die Leute damals hatten das Gefühl, dass aus Göttin Holla eine Percht wurde. Die Percht ist eine Göttin, die mit ihrem Gefolge über das Land fegt und schaut, dass sich die Menschen an das Naturgesetz halten», erzählt sie. Früher wäre es verboten gewesen, an den Raunächten zu arbeiten, zu waschen oder zu spinnen. Die Göttin Holla habe jeweils überprüft, ob sich die Menschen an dieses Verbot halten würden. «Mit dem Einzug des Christentums wurde Holla zu einer bösen, grausamen und strafenden Gestalt. Sie hätte den Menschen Angst machen müssen und nicht mehr diese gutmütige Göttin sein sollen. Sie ist aber keine furchtbringende Frau. Sie überprüfte aber, ob man sich an die Gesetze der Natur hält.» Damit man das Jahr über fleissig sein konnte, sollte man sich im Winter über diese Zeit schonen und erholen. Heutzutage hätten viele Menschen den Bezug zur Natur verloren und suchen nach dem Sinn des Lebens, erklärte die Oberrieterin.
Jede Frau sei selbst dafür verantwortlich, wie viel Zeit man sich für die Arbeit oder Entspannung nimmt, betonte Lili Gächter. Ursprünglich verkörperte die Percht die Stille und den Zeitpunkt, an dem die Welt ausatmet und ist die Schutzpatronin der Raunächte. «Ich habe heute verschiedene Bänder mitgenommen und bitte euch, darauf zu notieren, was ich als Frau brauche, dass ich zu den Frauen finde, was ich brauche, um die weibliche Energie fliessen zu lassen. Danach werden die Bänder werden an eine Schnur geknüpft, auf unserem Waldplatz einen Zyklus lang aufgehängt und anschliessend dem Feuer übergeben», erklärt die Oberrieterin das erste Ritual.
Die lange Schnur wurde im ganzen Raum aufgehängt und an ihr die bunten Bänder fixiert. Danach widmeten sich die Frauen einem Rosmarinzweig, der bereits auf dem Tisch bereitgestellt wurde. «Denkt nun an eine Sache, die ihr gerne loswerden würdet. Haucht den Begriff, der euch im Kopf herumschwirrt in den Rosmarinzweig, den ihr in euren Händen haltet und werft diesen anschliessend in die Feuerschale, die wir draussen aufgestellt haben», erläutert Lili Gächter.
Nach dem Ritual gab jede Teilnehmerin den zwei Perchten die Hand oder umarmten sie. Erzählungen nach soll der Händedruck einer Percht nämlich Glück bringen.
Von Manuela Müller
Der Verein der Rhintaler Perchtawiiber zählt momentan 17 Mitglieder.
Die Frauen reisen zusammen jeweils im November und Dezember an etwa drei bis vier Perchtenläufe ins benachbarte Ausland. «Wir suchen für unseren Verein noch Frauen im Alter von 23 bis 45 Jahren, die Freude am Brauchtum haben und diese auch ausleben», erklären die Mitglieder der Perchtengruppe. Die Perchten sollen mit ihrem gesamten Denken und Handeln dem Guten zur Kraft verhelfen und dem Bösen entgegentreten.
Wenn du Interesse an einem aussergewöhnlichen Verein hast, melde dich über die Homepage der Rhintaler Perchtawiiber und werde Teil dieses mystischen und geselligen Vereins.
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