Die Hausbäckerei des Rheinparks
stellte am Samstag einen neuen Weltrekord auf
Auch wenn es nur ein Nebeneffekt ist: Enrico Lenzins neue EP «Freesurf» mit fünf Perkussions- und Alphornstücken kommt auch auf den Strassen New Yorks gut an. Der studierte Schlagzeuger, der sein Rüstzeug unter anderem bei Pierre Favre geholt hat, interessiert sich darüber hinaus für Stepptanz und Bodypercussion. Darum reiste er im Juli 2024 nach New York, um sich bei Max Pollak weiterzubilden.
Der Tänzer, Musiker und Sänger Max Pollak kommt aus Wien, lebt aber schon seit 30 Jahren in New York. Er tritt in ganz Amerika und Europa auf, zurzeit in der Strauss-Operette «Die Fledermaus» an der Staatsoper in München. Lenzin und Pollak haben sich eine Woche lang im Central Park getroffen, und begleitend zur Ausbildung erzählte Pollak viel über den Ursprung des Jazz und die damit verbundene Entstehung des Stepptanzes (engl. Tapdance). Pollak wohnt heute dort, wo der Jazz wichtige Wurzeln hat, in Harlem. Schon früh hat Lenzin Stepptanzelemente in seine Programme eingebaut und will diese Technik weiterhin perfektionieren. Im alpenländischen «Bödele» sieht er eine interessante Parallele zum Tapdance. Darum will er sich vermehrt diesem Brauch widmen.
In den Pausen nutzte Lenzin spontan die Gelegenheit, mit Alphorn und Perkussion Strassenmusik zu machen. Natürlich stand die Lancierung von «Freesurf» nicht im Mittelpunkt, aber weil die Stücke noch frisch in Kopf und Körper waren, versteht es sich von selbst, dass er auch diese immer wieder zum Klingen gebracht hat. «Bei meinen Auftritten im Washington Square Park habe ich viel Musikerinnen und Musiker kennengelernt. Auch Touristen aus aller Welt waren von meiner archaischen Alphornmusik angetan. Schon bald habe ich gemerkt, dass ich hier von der Strassenmusik leben könnte, man kann ohne Probleme in drei bis vier Stunden 200 Dollar verdienen.»
Diese Auftritte haben dem Rheintaler Musiker ein völlig neues Freiheitsgefühl gegeben. «Ich hätte Lust, einfach loszuziehen», erzählt er begeistert, «ich glaube, das mache ich irgendwann. Man lernt Menschen kennen, da kommen Anfragen für Auftritte in Clubs, an Festen und Konzerten.» So begegnete Lenzin auch der Tapdancerin Zoe Wehrmüller aus Basel und trat spontan mit ihr auf: «Die Kombination von Alphorn, Rhythmus und Tapdance war einzigartig.»
«Für mich als Alphornspieler, der neue Ausdrucksformen ausprobiert, ist die New Yorker Musikszene einzigartig. Hier gibt's einfach die besten Trompeter, Posaunisten und weitere Blasinstrumentalisten.» Wenn immer möglich besuchte er Jazzclubs wie «Birdland», «Blue Note» und «Village Vanguard». Diese Besuche inspirierten ihn, das Gehörte aufs Alphorn zu übertragen. «Dabei ist mein Interesse an alpenländischer Alphornmusik unverändert gross.»
Im Alphornspiel fühlt Lenzin die gleiche Urkraft wie beim Trommeln: «Es hat irgendwie den gleichen Power.» Als nächstes will er mit dem Alphorn einen afrikanischen Stamm besuchen, um den Klang afrikanischer Trommeln im Zusammenspiel mit dem Alphorn zu ergründen. Also noch einen Schritt weiter, tiefer. «Tapdance ist aus der der direkten Begegnung zwischen afrikanischer und europäischer Kultur entstanden (einer Fusion von afrikanischem Shuffle und irischem, schottischem und englischem Stepdance). Irgendwie ist einfach alles miteinander verbunden: Menschen, Musik, Rhythmen. Das fasziniert mich.»
Weiterer Entwicklungsschritt
Die EP «Freesurf» des Rheintaler Perkussionisten und Alphornisten Enrico Lenzin dokumentiert mit fünf Stücken das raffinierte Zusammenspiel von Perkussion und Alphorn. Angereichert werden die Klänge mit einer Loop Station, die bereits gespielte Passagen aufnimmt wieder abspielt und so Mehrstimmigkeit erzeugt. Zu hören sind die Stücke auf Spotify, Youtube, auf einer CD und auf allen angesagten Sendern.
pd
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